Radweg: Rügen Rundweg
Start: Sassnitz
Ziel: Lobbe (Mönchgut)
Die Strecke von Sassnitz nach Mönchgut ist meine vorletzte Etappe des Rügen-Radwegs: einmal im Uhrzeigersinn um die Insel.
Da ich morgens mal wieder trödelte einen auf ganz entspannt machte und punktgenau zu meiner Check-out-Zeit das Hotel Rügen verlassen habe, bin ich erst am Nachmittag auf mein Fahrrad gestiegen. Vorher habe ich in aller Ruhe Sassnitz erkundet, darüber hinaus bin ich den Weg aus der Altstadt in Richtung Hafen runter gleich zwei Mal gelaufen, da die Restaurants in der Altstadt noch nicht geöffnet hatten und somit auch die Toiletten nicht zugänglich waren. Und dann hab ich mich endlich aufs Rad geschwungen!
Gestärkt von einem guten Mittag, bestehend aus Fisch und Bratkartoffeln, randvoll gefüllt mit Kaffee, bin ich dann langsam losgeradelt. Ich komm halt an, wo ich ankomme, dachte ich mir mittlerweile. Der innere Stress ist in den vorherigen Tagen völliger Entspannung gewichen. Ich genieße den leichten Fahrtwind, lächele viel mehr und bekomme manchmal auch eines zurück!
Es radelt sich schön von Sassnitz bis nach Prora, hier sind die Radwege in einem guten Zustand, auf ein paar Baumwurzeln, die sich ab und an durch den Beton kämpfen. Gute 12 km liegen zwischen diesen beiden Rügen-Orten. Dann radelst du ein ganzes Weilchen direkt am Koloss von Prora entlang. Eine ganz neue Infrastruktur hat sich hier entwickelt. Am riesigen, brandneuen Edeka (Stand: September 2020), füllte ich meinen Wasservorrat auf. Bald schon kreuzt du das erste Mal die Schienen des Rasenden Roland, der alten Schmalspurbahn, die zwischen den Badeorten verkehrt.
Die Schranken waren geöffnet, also schnell rüber und weiter geht’s durch einen kleinen Park, vorbei an Wiesen. In Binz angekommen, machte kurz halt am Schmachter See und schob mein Fahrrad dann einmal die Promenade hoch zur Seebrücke. Und kurz danach traf ich auch Roland!
Dann radelte und schob ich mein Fahrrad abwechselnd hoch zum Jagdschloss. Hier geht es sehr steil hinauf und war für mich als Stadtgenussradlerin wirklich anstrengend. Mit hochrotem Kopf und beinahe nach Luft ringend, nahm ich dann vor dem Jagdschloss Platz und bewunderte es im Licht der untergehenden Sonne.
Menschenleer war es hier nach 18 Uhr. Nachdem sogar das Schloss abgeschlossen wurde und ich kurz danach Getrappel in den Büschen hörte, war ich doch recht schnell wieder losfahrbereit. Hier fuhr ich ein paar Mal im Kreis, weil ich den richtigen Weg nicht direkt fand.
Danach erlebte ich meine erste Nachtfahrt durch den Wald! Mit gutem Licht ausgestattet und mit viel, viel autosuggestiven Selbstgesprächen überstand ich auch diese Fahrt, radelte an Baabe vorbei und kam irgendwann im windigen Lobbe an. Kilometer für Kilometer wurde es wieder ruhiger und ich freute mich, am nächsten Tag zu schauen, wo genau ich denn eigentlich gelandet bin!
Der Zeltplatz, auf dem ich nächtigte, ist – wie die anderen Campingplätze zuvor – ganz nahe am Wasser gelegen. An dieser östlichen Ecke von Rügen ist es jedoch besonders ruhig und ganz allein spazierte ich am Morgen ein bisschen zwischen den Strandkörben entlang.
Route 🏁
Sassnitz – Prora – Binz – Schmachter See – Lancken-Granitz – Jagdschloss Granitz – Baabe – Lobbe
Strecke
Bis nach Granitz radelst du meist auf asphaltierten Radwegen, die gut in Schuss sind. Hoch nach Granitz radelst, beziehungsweise schiebst, du auf altem Kopfsteinpflaster. Im Wald sind die Wege gut befestigt und in Richtung Lobbe sind die Radwege auch durchgehend asphaltiert und in sehr gutem Zustand.
Tipps
Radeln. Absteigen. Genießen. Ja, es gibt Orte, da zück‘ ich direkt den Schlüssel zu meinem Fahrradschloss und erkunde die Gegend zu Fuß. Folgende drei Orte auf dem Weg von Sassnitz nach Mönchgut sind toll für einen Abstecher zwischendurch.
Abgestiegen 🐾
Jagdschloss Granitz
Malte zu Putbus und sein Jagdschloss. Von vielen Punkten auf Rügen aus siehst du den hohen Turm in der Mitte in die Lüfte ragen. Das Jagdschloss setzt sich über die Baumkronen hinweg. Tagsüber kannst du hier gut ein, zwei Stündchen zubringen. Im Schloss führt dich eine Wendeltreppe, die wohl nicht Jedermanns Sache ist, hoch nach oben zu einer atemberaubenden Aussicht über die Insel.
Prora
Prora ist bekannt für das längste Gebäude der Welt – den Koloss von Prora. Darüber hinaus für seinen Strand, der schier endlos wirkt und viel Platz bietet. Geschichte und Meer nahe beieinander. Prora lässt sich ziemlich gut mit dem Fahrrad erkunden. Du radelst und radelst und das Gebäude will nicht enden. Zwischendurch kannst du absteigen und schauen, was aus dieser alten Kaserne so gemacht wurde. An einigen Stellen ist hier auch die Zeit stehen geblieben und Brombeersträuche stehen dicht an den Fassaden, deren Fenster das Sinnbild für Leere sind.
Binz
Binz, das wohl bekannteste Strandbad von Rügen. Strahlende Bäderarchitektur und Pullies, die besonders gern über die Schultern gehängt werden. Hier kannst du ruhig ein bisschen rumhängen. Am besten stellst du dein Fahrrad zu Beginn an der Promenade ab, denn danach kann es ziemlich eng werden. Zwischen Fischbrötchen und Flaniermeile ist hier bei Wärme immer was los und es gibt es ein allgemeines Gewusel. Ich schob mein Fahrrad bis zur Seebrücke und drehte dann doch schnell wieder um, weil es mir zu voll war. Ich sehnte mich schon wieder nach den endlosen Radwegperspektiven und der idyllischen Natur-Seite Rügens.
Nachts 🌙
Auf dem Zeltplatz Dat Stranddörp Campingplatz Lobbe reihte sich Campingwagen an Campingwagen. Und ein paar Zelte waren auch dabei. Es ist toller Zeltplatz, sehr ruhig gelegen mit Zugang zu einem richtig schönen Badestrand an der Ostsee. Ganz in der Nähe befindet sich ein Café und auch ein Restaurant. Ich habe hier ganz liebe Menschen kennengelernt und wir saßen am Abend noch zusammen am Lagerfeuer und philosophierten über das Leben. Ich war so aufgeheizt von meiner Radtour durch Granitz, dass mir der starke Ostwind in der Nacht nicht viel ausmachte. Gefühlt flog ich mit meinem Zelt fast davon, aber ich genoss es, so nahe bei der Natur zu sein.
🏕
Mönchgut
Dat Stranddörp Campingplatz Lobbe
Lobbe 32 a
18586 Middelhagen
Tel.: 038308 2314
Erfahrungen
💌
Dieser Teil der Insel mit Sassnitz, den bekannten Strandbädern und auch das Jagdschloss Granitz sind wohl die bekanntesten Orte und beliebtesten Ausflugsziele auf Rügen. Auch ich bin an all diesen Orten bereits zig Mal gewesen, habe als Kind den Räucherfisch in Sassnitz wählen dürfen, am Strand von Göhren Sandburgen gebaut, wieder zerstört und in der Brandung der Ostsee liegend Meerjungfrau gespielt während irgendwo wieder mal jemand „Ih, Qualle“ rief. Die Treppen am Jagdschloss Granitz erschienen mir endlos als Kind. Ich liebte die Pferdehöfe in Mönchgut mit den kleinen Ponys und auch dort im Wasser, im Bodden zu plantschen.
Nun, vom Sattel des Fahrrads aus und ganz allein unterwegs erlebte ich all diese Orte noch einmal neu. Es sind nicht nur die einzelnen Punkte, sondern die Strecken dazwischen, dann irgendwann das erste Ortsschild, das langsame Eintrudeln in eine Gegend, was diese Radtour ausmacht.