Teheran sah ich das erste Mal durch das Zugfenster des Transasia-Express am Ende meiner Zugreise Berlin–Teheran. Schon einige Stunden zuvor stellte ich mich langsam darauf ein, gleich in einer mir noch fremden Welt anzukommen und diese endlich kennenlernen zu dürfen.
Inhaltsverzeichnis
- Basar auf Schienen: U-Bahn fahren in Teheran
- Freiheitsturm (Azadi)
- Tabiat-Brücke: Flanieren über der Stadt
- Mauern der Amerikanischen Botschaft
- Essen gehen in Teheran: Safran 4 life
- Sommerrodelbahn fahren in Teheran
- Tajrish Bazaar: Schöner Basar mit beeindruckender Moschee
- Allgemeine Teheran Tipps
Trotz, dass ich auf der Zugfahrt bereits die Freundlichkeit der Iraner erfahren durfte, war ich ein bisschen nervös. So packte ich Rucksack und Tasche schon mindestens eine Stunde vor Einfahrt in den Bahnhof, zog mir das Kopftuch zurecht und beobachtete abwechselnd auf Google Maps den blauen Punkt auf der Karte wie er sich der Stadt näherte und sah mit zusammengekniffenen Augen gespannt aus dem Fenster. Es war jedoch recht dunkel, ich erkannte riesige Autofabriken und erspähte Schnee auf den Bergen.
Raus aus dem Zug und rein ins Getummel dieser an einigen Ecken aus allen Nähten platzenden und an wiederum anderen Ecken die größten und freiesten Plätze der Welt bietenden Metropole. Es ist schwierig, Zugang zu dieser Stadt zu finden. Rund 20 Millionen menschliche Herzen schlagen in der Metropolregion, jedoch nicht im gleichen Takt. Während Menschen vierspurige Straßen überqueren, Heerscharen von Motorrädern laut knatternd wie selbstverständlich bei Rot über die Ampel rasen, wird am Kiosk Tee getrunken. In die richtige Straßenflucht geschaut, siehst du am Horizont die Berge mit ihren schneebedeckten Wipfeln liegen. Teheran ist umrahmt von ihnen.
Vom Bahnhof in Teheran aus ging es mit der U-Bahn zur Unterkunft. Allgemein ist diese ideal für die Fortbewegung in Teheran, wenn du dich über weitere Strecken bewegst. Und die Teheraner U-Bahn ist auch mein erster Tipp für dich in diesem Beitrag, der dir ein paar mehr oder weniger populäre Orte in Teheran vorstellt, die einen Besuch wert sind.
Basar auf Schienen: U-Bahn fahren in Teheran
Für 15000 Rial kannst du mit der Metro durchs Morgenland fahren. Also für umgerechnet 10 Cent erlebst du eine besonders authentische Art der Stadtführung im Untergrund der Metropole. Hier triffst du Damen frisch von der Nasen-OP auf ihr Smartphone blickend und Geschäftsleute eng beieinander stehend die Stationen zählend. Die Metro ist aber auch Platz für etwas so Teheran-typisches: den Basar. Viele kleine Bauchlädenhändler streifen durch die Metro und stellen ihre neuesten Produkte vor. Von Strumpfhosen, über Handyhüllen, Kleiderbügeln und Kaugummis wird hier alles beworben, vorgeführt und an den Mann oder die Frau gebracht.
Eine Besonderheit der Iraner U-Bahn sind auch die Frauenabteile ganz hinten und vorne der Bahn. Hier werden auch gern mal Make-up, Unterwäsche oder Haarbürsten verkauft. Als Frau steht dir die Wahl frei, ob du in das Abteil, das ausschließlich für Frauen reserviert ist, gehen möchtest oder auch ins Gemischte. An vielen Metrostationen siehst du kunstvoll gestaltete Wände und teilweise auch Kunstinstallationen. Persische Kunst im Untergrund!
- Was? Metro fahren in Teheran
- Wann? Die Metro ist bis ca. 23 Uhr unterwegs.
- Wie hinkommen? Hier eine Karte des Metroplans. Tickets (Fahrkartenschnipsel) erhältst du an Schaltern der Metrostationen.
Freiheitsturm (Azadi)
Mächtig ist dieses Bauwerk, das für das moderne Teheran steht und wohl gute Chancen hätte ein Postkartenmotiv zu sein, wenn es denn irgendwo in der Hauptstadt Postkarten gegegeben hätte. 45 Meter ist der Bogen hoch, umrahmt von einem großen Platz, dem Azadi-Platz, mit Springbrunnen und Blumenbeeten. Hier kannst du dich ganz klein fühlen. Du befindest dich hier auf einer Art Insel, da der Platz komplett von Autos umfahren wird. Treppen und Aufzüge führen zu der Aussichtsplattform, von wo du einen weiten Blick über Teheran genießen kannst.
- Was? Freiheitsturm / Azadi Tower
- Wann? Jederzeit, jedoch scheint die Aussichtsplattform nur tagsüber geöffnet
- Wie hinkommen? Metro Linie 4, Station Meydan-e-Azadi
Tabiat-Brücke: Flanieren über der Stadt
Der Verkehr und die vielen Menschen in Teheran ließen mich schnell nach ruhigeren Orten suchen. So stieß ich auf die Tabiat-Brücke, was aus dem Persischen übersetzt so viel wie Natur-Brücke bedeutet. Und sie gehört zu meinen Favoriten unter meinen Teheran Tipps. Denn hier siehst du tatsächlich viel Grün und hängst mit Iranern rum. Die Fußgängerbrücke verbindet die beiden öffentlichen Parks Taleghani und Ab-o-Atash. Und irgendwie strahlt diese recht junge Brücke etwas Positives aus. Sobald Menschen die Brücke betreten, spazieren sie.
270 Meter ist die Brücke lang und beherbergt auf einer unteren Ebene auch Restaurants und Kiosks. Eine Brücke, die nicht nur zum Überqueren, sondern zum Verweilen gedacht ist. Je nachdem, wo du gerade auf der Brücke stehst, werden dir ganz neue Perspektiven geboten.
- Was? Tabiat-Brücke / Tabiat Bridge
- Wann? Jederzeit
- Wie hinkommen? Shahid Haqqani Metro Station aussteigen, dann einmal quer durch den Taleghani
Mauern der Amerikanischen Botschaft
Wohl eines der beliebtesten Fotomotive unter Touristen sind die hohen Außenmauern der ehemaligen Amerikanischen Botschaft. Formen der Bildsprache, die vielleicht jeder für sich einordnen kann. Die Bilder sprechen für sich. Beim Foto schießen ist es möglich Kopfschütteln von Einheimischen zu ernten, was ich auch nachvollziehen kann … schließlich handelt es sich hier um kein Relikt, sondern Realität.
- Was? Ehemalige Amerikanische Botschaft in Teheran, heute Museum
- Wann? Jederzeit
- Wie hinkommen? Taleghani Metro Station, Linie 1, aussteigen
Essen gehen in Teheran: Safran 4 life
Ganz Teheran ist ein Food-Basar! An jeder Ecke, die ein paar mehr Menschen aufweist, gibt es eine kulinarische Infrastruktur. Morgens stehen die Menschen für frisches Brot aus den Bäckereien an, abends an den rauchenden Grills. Die persische Küche ist geprägt von allerlei Gewürzen – vor allem Safran – und als Beilage wird meist Reis gereicht. Das dünne, lange Brot liegt jedoch auch immer parat. Auf den Straßen gibt es Street-Food, Kebabs oder auch frisch gepressten Granatapfelsaft.
Sommerrodelbahn fahren in Teheran
Steigst du in der Innenstadt in die Metro und fährst in den Norden, kannst du durchaus mal 10 Grad Temperaturunterschied zwischen den verschiedenen Orten erleben. Am Tajrish-Platz ausgestiegen, fährst du am besten mit dem Taxi oder einem Snapp zum Fuße des Berges Mount Tochal. Von dort aus fahren Minibusse bis zur ersten Ebene oder du läufst eine gute halbe Stunde. Oben angekommen erlebst du Entertainment, was eher den gut betuchten Iranern vorbehalten ist. Die Seilbahn hoch zum Skigebiet startet hier, es gibt Imbisse und Restaurants, Eis und Katzen. Und eine Sommerrodelbahn.
Für umgerechnet ca. 6 Euro kannst du dich hier hochziehen lassen und dann mit ordentlicher Geschwindigkeit am Rande des Berges entlang rasen oder wie ich die Nachfolgenden verärgern, indem du die Bremse fast dauerhaft angezogen hast (es war verdammt nah am Abgrund!)! Ein kleiner Spaß in den Bergen von Teheran. Während ich anfangs noch jede erdenkliche sich spiegelnde Oberfläche zum Kopftuch-Check nutzte, vergaß ich die Kopfbedeckung hier fast gänzlich. Aber einmal richtig gewickelt, hält es auch. Allgemein sitzen die Kopftücher hier oben in den Bergen jedoch etwas lockerer, sodass man teilweise eher von einem Schal denn von einer Kopfbedeckung sprechen kann.
- Was? Sommerrodelbahn fahren
- Wann? Auch im Winter, tagsüber
- Wie hinkommen? Tajrish Metro Station, dann mit dem Taxi / Snapp
Tajrish Bazaar: Schöner Basar mit beeindruckender Moschee
Endstation der Metrolinie 1. Einmal quer über die Straße und du tauchst ein in die Tiefen eines Basars mit dem Namen Tajrish. Gewürze, Kräuter, Tee, frisches Obst und Gemüse, Nüsse gibt es hier. Aber auch Kleidung, Teppiche und Geschirr und viele andere Waren.
Auf dem folgenden Bild deckte ich mich mit getrocknetem Obst und Pistazien für die ganze Reise ein. Einige Datteln haben es sogar zurück bis nach Berlin geschafft. Auch Safran gibt es hier in rauen Mengen, ideal als Mitbringsel für Zuhause. Direkt vom Basar aus hast du Zugang zur Moschee Imamzadeh Saleh. Am Tage leuchten die Farben in strahlendem Türkis, am Abend ist alles in grünes Laternenlicht getaucht. Als Frau musst du dich hier komplett mit einem Tschador verhüllen bis nur noch dein Gesicht zu sehen ist. Ein großes Tuch, dass du dir am Eingang kostenlos ausleihen kannst und überwirfst.
- Was? Tajrish Bazaar und Imamzadeh Saleh Moschee
- Wann? Auch im Winter, tagsüber
- Wie hinkommen? Tajrish Metro Station
Allgemeine Teheran Tipps
- Geld: Du kannst nirgends Geld mit deiner Kreditkarte abheben, nicht einmal in der deutschen Botschaft, also habe ausreichend Bargeld dabei (Euro oder Dollar).
- Kleiderordnung: Im Winter unterschied sich für mich der Kleidungsstil in Iran bis auf das Kopftuch nicht von meinem in Berlin. Wichtig ist, dass bei Frauen Großteil der Haare bedeckt ist sowie der Hintern und Hosen bis zu den Knöcheln sowie langärmelige Oberteile, die auch über den Hintern reichen. Männer sollten auch nur lange Hosen tragen und ebenso langärmelige Oberteile.
- Begrüßung: Frauen wird von Männern eher nicht die Hand gereicht, sondern sich verbeugt und dabei sich selbst die Hand aufs Herz gelegt.
- Danke auf Farsi. Solltest du lernen, denn die Iraner sind so hilfsbereit und gastfreundlich, dass du definitiv mal Danke sagen wirst. Es gibt mehrere Möglichkeiten, merke dir zum Beispiel: Mamnun.
- Vorsicht beim Fotografieren von öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen. Das solltest du eher unterlassen, da es als Spionage gelten kann.
- Internet: Iranische Sim-Karten mit Internet erhältst du in vielen Handy-Shops. Beispiel: 7 Euro für 10 Gigabyte Datenvolumen.
- Transport: U-Bahn fahren ist supergünstig und du gelangst an viele Plätze. Auch Taxi fahren ist nicht teuer. Eine noch günstigere Alternative ist die App Snapp, damit kannst du dir direkt á la Uber eine Fahrt mit dem Auto bestellen. Das funktionierte unkompliziert und du kannst in bar bezahlen. Jedoch wirst du sicher im Stau stehen.
- Dunstglocke: Ein großes Problem in Teheran ist die Luftverschmutzung. Alte Motoren, Industrie und die Lage der Stadt sind ein echtes Problem. Das Atmen fällt teilweise schwer, wenn der gelbe Schleier über der Stadt hängt. Checke den Wetterbericht.
Bei Teheran- und allgemein Iran-Reiseberichten schwingt natürlich immer Politik mit. Es fällt schwer ausschließlich über tolle Orte und Menschen zu berichten ohne diesen Schwenk zur politischen oder auch religiösen Lage zu machen. Jedoch möchte ich das hier mal rauslassen und dich gerne ermuntern, dir dein ganz eigenes Bild zu verschaffen. Du hast auch noch Teheran Tipps? Oder Fragen? Ich freue mich über deinen Kommentar.