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Mit Fahrrad entlang der Via Claudia Augusta

Via Claudia Augusta Wein Radweg

geschrieben von Helge

Ich fahre seit gut einem Jahr recht regelmäßig Fahrrad (zur Arbeit sind es zwar nur 5 km pro Strecke, aber auch das Bisschen genieße ich sehr 😀. Und wenn die Zeit es erlaubt, auch gerne mal längere Touren).

Mit Fahrrad Via Claudia Augusta

Im Laufe des vergangenen Jahres wuchs der Wunsch in mir, einfach mal für ein paar Tage „loszufahren“ und da ich die Berge ganz gern mag (komme aus der Nähe von Hamburg und bin ein durch und durch küstenverliebter „Fischkopp“, aber die Berge sind landschaftlich einfach ein wunderschöner Kontrast zur norddeutschen Tiefebene), war der Entschluss schnell gefasst, durch die Alpen zu radeln. Nun war ich bezüglich Radreisen ein absolut unbeschriebenes Blatt. Ich hatte noch nie eine Mehrtagestour gemacht, hatte noch nie in meinem Leben gezeltet, noch nie nennenswert etwas am Fahrrad geschraubt/repariert, noch nie Berge mit dem Radl „erfahren“… Aber andererseits habe ich vor geraumer Zeit die 50 gerissen und hätte mich auch noch ein weiteres Jahr fragen können, ob ich es nun machen soll, oder nicht. Und so habe ich mir Zelt, Schlafsack und alles sonst noch notwendige besorgt und bin Anfang August mit meinem ganz normalen Trekki (KTM Veneto, 30 Gang, ohne Motor, zul. Gesamtgewicht 118 kg), mit 140 kg inkl. meiner Wenigkeit heillos überladen, von Füssen losgeradelt (hinsichtlich des Gepäcks macht man im Laufe seiner ersten Tour ja so seine Erfahrungen – das ein oder andere hätte ich wohl auch zu Hause lassen können 🙈😂).

Ich bin 15 Tage lang weitestgehend der Via Claudia Augusta gefolgt, hin und wieder aber auch von ihr abgewichen und habe, von der „Start-Nacht“ in Füssen mal abgesehen, immer auf Campingplätzen geschlafen (immer mittags angerufen und bis auf einmal hat das auch immer super geklappt). In Prad, am Gardasee und in Verona bin ich jeweils 2 Tage geblieben.

Um es kurz zu machen: diese Tour war sogar noch schöner, als ich es mir vorher insgeheim erhofft hatte. Nicht nur weil die gesamte Strecke größtenteils auch für weniger gestählte Körper gut zu meistern ist (abgesehen von ein paar Schotterpassagen rund um den Fernpass, wo man mit einem MTB sicherlich stressfreier hoch, bzw. runter kommt. Ach ja, und das Ego sollte nicht allzu übermächtig sein, so dass man hin und wieder auch mal in der Lage ist, zu schieben, ohne gleich einen ausgewachsenen Verlust von Selbstachtung zu erleiden 😉), sondern auch der Landschaft wegen (von schön bis atemberaubend war alles dabei). Aber auch die zahlreichen netten Begegnungen und die Hilfsbereitschaft, wenn ich mal „in Not“ war, werde ich wirklich noch lange in Erinnerung behalten (in Biberwier schenkte mir Roland, the unknown legend, von einer Autowerkstatt Kabelbinder, auf CP’s konnte ich bei Nachbarn meine Powerbank laden, in Imst lieh mir der Besitzer des CP’s eine Luftmatratze aus seinem Fundus, weil meine aufblasbare Isomatte nach exakt 12 Nächten an einer Naht undicht wurde 🙄, bei einem Bäcker steckte mir die Verkäuferin mit einem Augenzwinkern und den Worten „Radler brauchen das“ eine Rumkugel mit in meine Tüte, oder die absolut kurzweilige Philosophiestunde beim „Indianer von Prad“, die portugiesische Pilgergruppe, die mich am Anstieg zur Norbertshöhe überholte. Von denen jeder mal den 50kg-Brocken ein Stück den Berg raufschieben wollte. Leider sind sie viel zu schnell wieder weitergezogen. Das abwechselnde Schieben hätten wir ruhig noch etwas weiter machen können 😂. Und noch viele nette Small-Talks mit den Menschen vor Ort über das Wetter, lokale Besonderheiten, alternative Strecken, und und und…). All das war wunderbar!

Via Claudia Augusta Berge Meer

😀 Aber als ich auf der Rückfahrt im ICE saß, der in nur 7 Stunden und etwas von Zürich nach Hamburg braust, wurde mir bewusst, was ich an dieser Art des Reisens ganz besonders liebgewonnen hatte: die Langsamkeit! 😀 Das Wetter, die Topografie, die Veränderungen der Flora, Architektur oder des Alltagsgeschehens der Menschen vor Ort, der langsame und stete Wandel vom „Süddeutschen“ hin zum „Mediterranen“, das alles erlebt man auf dem Rad sehr intensiv 😀

Um sich aufs Rad zu setzen und loszufahren, ist das Heute mindestens so gut wie das Morgen!

HELGE

Und apropos intensiv: dass man als „mäßig trainierter norddeutscher Kurz- und Mittelstrecken Genussradler“ in den Alpen auch schnell mal seine Grenzen aufgezeigt bekommt, habe ich erfahren, als ich in einem Anfall von Größenwahn das Stilfserjoch hochfahren wollte 😂 Bei Kehre 10 war Schluß… In dem Moment war es schon irgendwie schade, weil es da nur noch bummelig 250 Hm bis zum Pass waren, aber es ging einfach nix mehr. Stelvio-erprobte Mitleser werden jetzt wohl in schallendes Gelächter ausbrechen, wenn ich sage, dass ich von Prad bis zur Kehre 10 sechseinhalb Stunden gebraucht habe 🙈😂 Aber egal! Etwas von seinem Mythos habe ich definitiv „erfahren“ und erleben können 😀

Denjenigen, die vielleicht noch unsicher sind, ob sie mal eine Radreise wagen sollten, die noch etwas zögern, die Zweifel oder Angst vor der eigenen Courage haben, gerne aus nun mehr tiefster Überzeugung möchte ich sagen: um sich aufs Rad zu setzen und loszufahren, ist das Heute mindestens so gut, wie das Morgen! 😀

Via Claudia Augusta Radweg Erfahrung

PS: Würde ich so etwas nochmal machen? Meine Frau sagt, seitdem ich zurück bin, hätte ich manchmal so einen „far away Blick“. Ich weiß, was sie meint! In diesen Momenten denke ich gerade an meine nächste Tour 😉

Informationen Radweg: Via Claudia Augusta

Der Fernradweg Via Claudia Augusta ist rund 700 km lang und orientiert sich größtenteils an der gleichnamigen historischen Römerstraße, der Via Claudia Augusta. Der Radweg führt vom bayrischen Donauwörth über die Alpen ins italienische Ostiglia am Po oder alternativ nach Quarto d’Altino bei Venedig an der Adria.

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KategorienAllgemein

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